Du fragst dich, ob du dein Kind im Tragetuch oder in einer Babytrage tragen sollst? Oder du hast dich bereits entschieden, weißt aber noch nicht, womit oder brauchst einfach ein paar Tipps? Dann bist du hier genau richtig!

Das beste für das Kind


Ein Kind will getragen werden! 40 Wochen lang tragen wir unsere Kinder unter unserem Herzen. Sie nehmen pausenlos unseren Herzschlag wahr, sind umhüllt vom Rauschen der großen Gefäße und dem Rhythmus unseres Atems. Sie spüren jeden Schritt und werden durch jede unserer Bewegungen geschaukelt. Beim Tragen werden alle Sinne angeregt, da das Kind alle Ereignisse sehr direkt erfährt. Richtig getragen wird die Hüft- und Wirbelsäulenentwicklung positiv beeinflusst. Der Gleichgewichtssinn wird stark geschult: ein getragenes Baby macht jede Bewegung des Trägers mit. Es steuert gegen, gleicht aus und übt so, immer im Gleichgewicht zu bleiben.

Mehr Flexibilität für die Eltern


Das Tragen hat also neben der emotionalen Bindung auch einen sehr praktischen Nutzen: Man gibt seinem Kind die nötige Nähe und Geborgenheit und kann dabei trotzdem die Hausarbeit erledigen, denn man hat ja die Hände frei. Auch der Umgang mit einem älteren Geschwisterkind wird erleichtert, wenn man nicht rund um die Uhr das kleine Baby auf dem Arm halten muss. Während das Baby friedlich im Tragetuch schläft, kann man dem älteren Kind besser Aufmerksamkeit schenken. Zudem vermeidet ein richtig gebundenes Tragetuch oder eine Babytrage eine einseitige Belastung der Rücken- oder Armmuskulatur.

Die richtige Haltung

Anhock-Spreiz-
Haltung


Die sogenannte "Anhock-Spreiz-Haltung", kurz ASH, nehmen Babys etwa bis zum 6. Lebensmonat reflexartig ein, sobald man sie hochhebt. Sie winkeln die Beine so an, dass sich die Knie etwa auf Bauchnabelhöhe befinden und die Oberschenkel im 45° Winkel zueinander stehen.

Kinderrücken-
entwicklung


Während dieses langsamen Prozesses ist es wichtig, daß die Wirbelsäule optimal ge- und unterstützt wird, ohne in eine Richtung gedrückt oder gezogen zu werden. Eine gut angelegte Tragehilfe oder ein Tragetuch passt sich ideal an den Kinderrücken an und stützt genau da, wo es nötig ist - ohne einzuschneiden oder den Rücken gerade zu drücken.

Hüftgelenks-
entwicklung


Auch das Hüftgelenk ist nicht ausgereift wenn ein Baby zur Welt kommt. Da Knochen und Gelenke unter Druck am besten wachsen ist es für die richtige Entwicklung der Hüfte wichtig, dass sie immer wieder in richtigem Maße belastet wird.

Wie trage ich richtig?

 

 ‘Richtig’ oder ‘falsch’ ist immer Auslegungssache. Wichtig ist, dass es dem Kind und dem Tragenden dabei gut geht, dass beide es bequem finden und sich wohlfühlen. Nähe und Geborgenheit sind das Wichtigste. Dennoch gibt es ein paar Punkte, die man beim Tragen beachten sollte. 
 Da der Rücken am Anfang noch sehr empfindlich ist und niemals zusammensacken darf, ist eine besonders gute Abstützung gerade beim Schlaf vonnöten. Daher sollte sich das Tragetuch oder die Tragehilfe wie eine Bandage um das gesamte Kind schmiegen. 
 Es gibt vier Hauptpunkte, die man beim Tragen beachten sollte und die für Tragetücher und Tragehilfen jeglicher Art gültig sind.

1. Atmung und Sitzhöhe


* Am Wichtigsten ist die Atmung! 
Du solltest sicherstellen, dass dein Baby ausreichend Sauerstoff bekommt, während du es trägst. Die ausgeatmete Luft darf kein sogenanntes CO2-Nest bilden. Dies passiert, wenn das Gesicht deines Babys komplett zugedeckt ist und bedeutet dass so nicht genügend Sauerstoff zum Kind kommt. Dies kann sehr gefährlich sein, sei also vorsichtig mit der Kopfstütze, sowie Jacken, Schals und Mützen.

* Dein Baby sollte nicht In der Tragehilfe "verschwinden" und du solltest die Trage auch nicht zu hoch oder zu tief am Körper tragen, das ist nicht ideal und wird schnell unbequem für euch beide. 


 TIPPS: Trage dein Baby so hoch, dass du ihm ein Küsschen auf den Kopf geben kannst.

2. Stützung 


Falls dein Baby seinen Kopf noch nicht selbstständig halten kann, sollte es durch eine Kopfstütze gestützt werden. 


Auch bei größeren Kindern, die zwar schon selbstständig umher blicken können, solltest du beachten, dass sie gut gestützt sind, so dass sie beim Schlafen den Rücken runden können, ohne dass sie in sich zusammensacken. 


 Mit einer ganz einfachen Kopfstütze, wie sie an den meisten Tragen vorhanden ist, kannst du vermeiden, dass der Kopf nach hinten fällt. Das kann bei Neugeborenen oder schlafenden Kindern vorkommen. 

** Tipp: Falls deine Trage keine Kopfstütze hat, kannst du einfach eine kleine Mullwindel oder einen Waschlappen aufrollen und als Stütze nutzen.

3. Anhock-Spreizhaltung 


Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anhock-Spreizhaltung (ASH), die für die Hüft- und Gelenkentwicklung eine große Rolle spielt. Du solltest beim Tragen darauf achten, dass die Anhockung ca. bei 110° liegt und auch die Beine des Babys ungefähr 60-90° gespreizt sind. Das ist meistens die ganz natürliche Haltung, die dein Kind von selber einnimmt, wenn es auf dem Rücken liegt. Die Knie sind ungefähr auf Bauchnabelhöhe und die Beine bilden ein ‘M’.

4. Stegbreite


Um die obengenannte ASH einzunehmen, ist es wichtig, dass der Steg der Tragehilfe richtig eingestellt wird. 


Der Steg sollte von Kniekehle zu Kniekehle gehen und dabei die Beinchen gut stützen. So wird vermieden, dass es zu einer Überspreizung kommt oder dass das Kind nur in der Tragehilfe hängt.



Alle Babytragen die du in unserem Shop kaufen kannst, werden von ausgebildeten Trageberaterinnen empfohlen und unterstützen dich optimal beim Tragen. 

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 Kann ich mein Baby nach vorne gerichtet tragen? 


 Babys sollten nie nach vorn gerichtet getragen werden, auch wenn das eine Zeit lang oft in Werbung und TV so gezeigt wurde! Das hat zwei wichtige Gründe: Reizüberflutung und falsche Haltung.

1. Bei dieser Position ist der Rücken durchgedrückt und das Baby kann ihn nicht in die natürliche Rundung bringen!



2. Die für die Hüftentwicklung wichtige Anhock- Spreizhaltung kann bei dieser Trageweise nicht eingenommen werden.





3. Kleine Kinder sind noch sehr empfindlich was neue Eindrücke angeht. Vieles erleben sie zum ersten Mal und dementsprechend aufregend ist ihr Tag. Wenn ein Kind nun vor dem Bauch in ‘Fahrtrichtung’ getragen wird, wird es mit den äußeren Eindrücken förmlich überhäuft und kann sein Gesicht nicht vom Geschehen wegdrehen.

Wenn du aber mit der Zeit merkst, dass dein Kind auch sehen möchte, was du siehst und anfängt sich umzusehen, dann kannst du es einfach auf dem Rücken tragen. Dort kann der Rücken des Kindes sich einrunden wie es empfohlen wird. Und wenn alles zuviel wird kann sich dein Kind an dich kuscheln und die Augen schließen.

Kann man auch Zwillinge/Tandem tragen? 

Na klar! Hier zeigen wir euch viele Möglichkeíten, Zwillinge zu tragen. Natürlich ist es komplizierter als nur ein Kind zu tragen und auch schwerer für Rücken und/oder Beckenboden. Mit der Hilfe unserer ausgebildeten Trageberaterinnen kannst du problemlos die richtige Tragemethode für deine Zwillinge herausfinden und üben. Buche dafür am besten einen Beratungstermin, damit wir auch sofort Zeit für dich haben.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Tragetücher

Weniger Flexibilität im Vergleich zu Tragetüchern

Geeignet ab Geburt

Oft günstiger

Perfekte Anpassung an die Körper von Träger und Kind

Maximale Flexibilität auf viele Art und Weisen

Keine Größen- oder Gewichtsbeschränkungen

Auch während der Schwangerschaft und nach Tragealter unterschiedlich nutzbar


Bedarf etwas mehr Übung als eine Tragehilfe

Mehr über Tragetücher

Tragehilfen

(Meistens) ab Geburt

Schnell und einfach anzulegen und auszuziehen

(Meistens) vorne, auf dem Rücken und auf der Seite tragbar

Einige Tragehilfen, wie eine WrapCon, bieten eine ähnliche Flexibilität wie beim Tragetuch an

Modern und sportlich aussehen


Oft teurer

Weniger Flexibilität im Vergleich zu Tragetüchern

Mehr über Tragehilfen

Häufige Fragen und Antworten

Ist Kinderwagen nicht besser? 

Die Geschichte des Tragens ist so lang wie es Menschen gibt. Babys wurden immer und in jeder Kultur der Welt getragen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in England der Kinderwagen erfunden. Im Zeitalter der Industrialisierung galt Kinderreichtum als Armutszeugnis. Das Kind im Wagen von einer Amme oder einem Kindermädchen durch den Park schieben zu lassen war modern und ein Beweiß des eigenen Reichtums. Nach nicht einmal 200 Jahren ist die uralte Kultur des Babytragens bei uns fast in Vergessenheit geraten. 

Video: Perspektive des Kindes aus dem Kinderwagen und beim Tragen. Hast du schonmal darüber nachgedacht, wie sehr sich die Perspektive eines getragenen Kindes von der Kinderwagenperspektive unterscheidet?

Meine Trage ist noch etwas zu groß für mein Baby. Gibt es eine Möglichkeit sie besser anzupassen? 

Wenn dein Kind noch gar nicht in die Tragehilfe passt ist es besser sich eine Zwischenlösung zu suchen. Eine deutlich zu große Kindertrage bietet einfach nicht die nötige Sicherheit und ist auch unbequemer für Kind und Tragenden. Es gibt aber bei einigen Tragen die Möglichkeit mit Hilfe des Bauchgurtes das Rückenteil etwas besser anzupassen. Man kann diese Methode mit dem Anlegen einer Schürze (engl. Apron) vergleichen, daher wird dies auch Apron und Non-Apron genannt.

Ist die Belastung denn nicht zu viel für meinen Rücken? 

Beim Tragen entwickelt sich die Muskulatur des Trägers mit dem Bedarf. Das ist wie beim Sport, wo sich die Muskeln je nach Beanspruchung mit der Zeit aufbauen. Man trägt ja in der Praxis nicht sofort ein 10kg schweres Baby, sondern gewöhnt sich langsam an das Tragen und baut die Muskulatur so nach und nach auf. Auch für den eigenen Rücken ist das Tragen gesund. Durch eine richtig angelegte Babytrage oder ein richtig gebundenes Tragetuch wird eine gerade Körperhaltung eingenommen und das Baby liegt fest am Körper des Tragenden. So kannst du vermeiden, dass es zu einer einseitigen Belastung kommt, die auftreten kann, wenn du dein Kind dauerhaft auf nur einer Hüftseite hältst (Rechtshänder tragen ihre Kinder ohne Tragehilfe tendenziell viel öfter auf der linken Hüfte).
Bild freundlich zur Verfügung gestellt von der Trageschule Hamburg.

Mein Baby möchte nicht getragen werden und schreit - mache ich etwas falsch? 

Manche Kinder wirken unzufrieden in der Tragehilfe oder im Tragetuch, lassen sich aber dennoch sehr gerne auf dem Arm tragen. Das kann viele Ursachen haben. Vielleicht hat dein Kind eine Blockade, die nur ein Ostheopath erkennen kann. Vielleicht muss es groß machen und möchte sich in der Haltung nicht beschmutzen. Vielleicht durchlebt es gerade einen Schub. Vielleicht ist es unzufrieden mit der Position und kann nicht genug sehen. Vielleicht findet es gerade diese Kindertrage aus diversen Gründen unbequem. Vielleicht mag es die Enge in der Tragehilfe/Tuch nicht. Wir versuchen, an keiner Stelle dogmatisch zu sein. Manchmal müssen individuelle Lösungen gefunden werden, die anders als im Lehrbuch beschrieben sind. In solchen Fällen empfehlen wir dir jedoch, eine qualifizierte Trageberaterin zu Rate zu ziehen.
Falls doch mal etwas unklar sein sollte, kannst du dich gerne bei uns melden.
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